Mehr Neuanmeldungen im 1. Halbjahr 2023 als im Jahr 2022
Die Energiewende treiben immer mehr Menschen in Münster mit der Kraft der Sonne an. Im ersten Halbjahr 2023 wurden bereits 274 Stecker-PV-Anlagen an das lokale Stromnetz angeschlossen – mehr als im gesamten Jahr 2022 mit 221 Stecker-PV-Anlagen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des lokalen Netzbetreibers Stadtnetze Münster.
Als Stecker-PV-Anlagen, Balkonkraftwerke oder Mini-Solaranlagen werden Photovoltaikmodule bezeichnet, die einfach per Stecker mit dem Stromnetz verbunden werden können. Mit einer Leistung von bis zu 600 Watt erzeugen die kleinen PV-Anlagen ausschließlich Strom für den eigenen Hausgebrauch – etwa für Kühlschrank und Fernseher. Das senkt insgesamt die Stromkosten, denn es muss weniger Strom vom Energieversorger abgenommen werden. Ins öffentliche Netz speisen die Kleinanlagen nicht ein. Durch die einfache Montage, beispielsweise an einer Balkonbrüstung, können auch Mieter_innen und Wohnungseigentümer_innen einfach zum eigenen Ökostrom kommen.
Gesetzgeber plant Vereinfachungen für Stecker-PV
Noch müssen auch Stecker-PV-Anlagen beim lokalen Netzbetreiber sowie im bundesweiten Marktstammdatenregister angemeldet und ein neuer Stromzähler, ein Zwei-Richtungszähler, installiert werden. Doch der Gesetzgeber plant Vereinfachungen. Schon seit Jahresbeginn 2023 sind Photovoltaikmodule umsatzsteuerbefreit. Ab dem kommenden Jahr sollen die Kleinanlagen auch mit einfachem Schuko-Stecker angeschlossen werden können statt wie bisher mit einem fest verschraubten Wieland-Stecker. Zudem soll die Leistungsgrenze von 600 auf 800 Watt Leistung angehoben werden und die Meldepflicht beim Netzbetreiber entfallen.
Die Stadtnetze Münster begrüßen die Vorschläge zum Bürokratieabbau: „Vom Wegfall bürokratischer Hürden profitieren alle: Das Klima von mehr Ökostrom, die Anlagenbetreiber kommen schneller zum eigenen Sonnenstrom und bei uns Netzbetreibern werden Kapazitäten frei für die größeren Bausteine der Energiewende“, sagt Franz Süberkrüb, Geschäftsführer der Stadtnetze Münster.
Der Boom fordert die Stadtnetze als lokalen Netzbetreiber heraus. Denn die solare Energieausbeute steigt nicht proportional zur Zahl neu installierter PV-Anlagen. In den Jahren 2021 und 2022 wurden jeweils 10 Megawatt PV-Leistung zugebaut. In 2021 brauchte es dafür knapp 600 Anlagen, in 2022 waren es über 1.000. Dies führt zu einer hohen Arbeitsbelastung auf Seiten der Netzbetreiber und mitunter zu Wartezeiten für Anlagenbetreibende.
Eine Entbürokratisierung wäre daher auch für Betreiber größerer PV-Anlagen vorteilhaft. Für diese Anlagen sind weiterhin eingehende technische Prüfungen notwendig. Der Netzbetreiber muss sicherzustellen, dass das vorhandene Stromnetz die zusätzliche Energie aufnehmen kann.